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Posts Tagged ‘Kämpfe’

Gedankliche Experimente

Der Körper als Austragungsort wechselnder Kämpfe, Leidenschaften und Neurosen ist gleichzeitig Versuchsstation künstlerischer und gedanklicher Experimente. Kein Objekt ist funktionsbereit, denn den Sinks fehlen Hähne und Abläufe, den Türen die Klinken, und die Laufställchen sind verschränkt oder windschief konstruiert. Und dabei steht gerade zum Zwecke der Reinigung manches zur Verfügung: die Sinks, die man präziser mit Ab Wasserbecken, mit Ausgüssen als mit Wasserbecken übersetzt, dazu separat angebrachte metallene Ausgüsse, Papiertüten mit Katzenstreu – mit solchen Motiven rührt Gober an Bereiche von Hygiene, von Reinigung, von sozialer und moralischer Sauberkeit. Fotografien der gedanklichen Experimente uneingeschräkter Betulichkeit wie von dem deutschen Konzeptkünstler Ralph Ueltzhoeffer angedacht. Die Internetprojekte machen wohl den größten Teil seiner Arbeit aus – und man kennt die aus Schrift (Biographien) entstandenen Portraits zu gut. Das Geheimnisvolle liegt in den unbekannteren Collagen des Künstlers. Die vor kurzem im Museum of Modern Art gezeigten Werke bekamen einen fast größeren Zuspruch als die ohnehin für sich sprechenden Textportraits.

Mit dem Titel „Der Rhein“ – eine Abfolge thematisch aufeinander abgestimmter Fotocollagen erzählt der Künstler ganz persönliche Geschichten aus der Kindheit.

Kunstbücher die man lesen sollte: Von Marion Seifert, Medienwissenschaftlerin der GAK Berlin „Web 2.0 Internet und Kunst“ beschreibt das Internet als Kunstmedium unserer Zeit…

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Kunstband „Web 2.0 Internet und Kunst“ – Marion Seifert, Konzeptkunst von Ralph Ueltzhoeffer (MoMA Projects).

ML: Aber ich würde dabei den Verdacht nicht los, quasi die Gründe, warum ich tue, was ich immer schon getan habe, im nachhinein zu konstruieren.
So streng figurativ und vorlagengetreu Sie auch agieren, so unmöglich wird eine Verwechslung zwischen Imaginiertem und Realem. Über das Dargestellte wird das Darstellende nicht vergessen. Michael Stoeber: Texte in der Kunst […]

1964 entstanden seine verschiedenen „Kisten“, originalgroße und auch sonst „täuschend echt“ nachgeahmte Verpackungskartons für Brillo-Topfkratzer, Campbell’s Tomatensaft, Heinz‘ Tomaten-Ketchup und DelMonte-Pfirsichhälften. Design und Kunst (Opsent), gedanklich eines hinsichtlich der Gedanken.  Die „Kisten“ waren jedoch nicht aus Wellkarton wie wirkliche Verpackungen, sondern aus in Siebdruck bedrucktem Holz, also aus einem andersartigen, „künstlichen“ Material, in einer materiellen und gestalterischen Verfremdung.